Als wir Anfang der 90er Jahre anfingen intensiv Mountainbike zu fahren, war es schon der Knüller, ein stinkiges Kunstfaser-Trikot zu besitzen. Die meisten unserer Jungs haben sich mit Baumwolle T-Shirt und abgeschnittener Jeans aufs Bike gesetzt. Das sah vielleicht lässig aus, funktional war das aber nicht. Schlauer wäre es gewesen, sich an dem zu orientieren, was viele Jahre zuvor schon die Rennradprofis am Leib trugen: Trikots aus Wolle. Die Helden von damals wussten, was gut ist: Denn Radtrikots und viele andere Produkte aus Merinowolle haben unschlagbare Vorteile gegenüber denen, die auf anderen Fasern basieren.

Merinowolle stammt vom Merinoschaf. Dabei handelt es sich um eine sehr alte Feinwoll-Schafrasse, die ursprünglich aus Nordafrika stammt. In einem Ausläufer des Atlasgebirges sind noch immer die Nachfahren dieser Rasse zuhause. Schon damals eigneten sich die Schafe durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen Flachland und den Gipfeln des Atlasgebirges, die bis zu 4.400m in die Höhe reichen, ein strapazierfähiges Fell an. So können Sie problemlos das ganze Jahr im Freien verbringen und kommen mit Temperaturschwankungen von -20° bis +35° Celsius zurecht.

Die Merinoschafe liefern die wertvolle Faser für schnelltrocknende Radtrikots. © Triple2

Merinowolle besteht aus extrem feinen Fasern, sogenannter Feinwolle. Die dicke einer Faser wird in Micron angegeben. Wobei ein Micron einem tausendstel Millimeter entspricht. Stell dir ein Haar von dir selbst vor: Das was auf deinem Kopf wächst hat einen Durchmesser von 50 bis 100 Micron. Die Merinowolle die wir verwenden hat eine Dicke von 17 bis 21 Micron – ist also fünfmal dünner. Trägt man ein Merinotrikot direkt auf der Haut werden die feinen Fasern gegen die Haut gedrückt. Merinofasern sind so fein, dass sie wie eine Knautschzone wirken und sich beim zusammendrücken kräuseln. Das empfindet unsere Haut als angenehm. Dickere Fasern, wie die herkömmlicher Wolle (30 Mikron), sind dagegen so dick, dass sie sich unter Druck nicht zusammenkräuseln und die Enden in die Haut stechen. Das ist der Grund, warum unsere Haut an die Grauen Zellen unter deinem Helm meldet: Normale Wolle = Ihh, kratzt! Merinowolle = Ahh, schön weich!

Warum kühlt Merinowolle, wenn es warm ist?

Wenn du auf deinem Fahrrad ordentlich Gas gibst, dann fängst du auf jeden Fall an zu schwitzen. Der Schweiß dient deinem Körper als natürliche Klimaanlage. Wie das geht? Dazu holen wir noch einmal den Physik-Unterricht der 11. Klasse aus unserem Unterbewusstsein: Der flüssige Schweiß verdunstet auf unserer Haut. Er ändert also seinen Aggregatzustand von flüssig in gasförmig. Damit das gelingt, wird Energie benötigt. Diese Energie wird dem flüssigen Schweiß in Form von Wärme entzogen. Er kühlt also ab und damit auch dein Körper. Der Clou: Merinofasern sind in der Lage diesen Prozess noch zu verstärken, weil Sie wie eine zweite Haut funktionieren. Merinofasern können zwei Dinge besser als jede künstliche Faser: 1. Sie können Luft als Isolationsschicht gegen Kälte und Wärme speichern. 2. Sie sind zu großen Teilen hohl und damit in der Lage 30% ihres eigenen Gewichtes an Wasser aufzunehmen. Sie verhalten sich also hydroskopisch und speichern so in extrem kurzer Zeit sehr viel Wasserdampf durch ihre ausgeklügelte Faserstruktur. Gleichzeitig bleibt die wasserabweisende Oberfläche staubtrocken.

Wird nun die Merinofaser zum Beispiel durch Sonneneinstrahlung erhitzt, verdunstet die Feuchtigkeit an der Außenseite. Es passiert das gleiche wie mit dem Schweiß auf unserer Haut: Der Flüssigkeit wird Energie entzogen, es entsteht Verdunstungskälte. Das Merino Radtrikot kühlt zusätzlich zur Haut ab.

Zum Vergleich: Eine Kunstfaser kann nur maximal 10% ihres eigenen Gewichtes an Feuchtigkeit speichern. Die Folge: Das Material entzieht der Haut die Feuchtigkeit und trocknet viel zu schnell. Dadurch wird die Verdunstungskälte verringert und es kann zu einem Hitzestau kommen. Studien haben gezeigt, dass gerade im Leistungssport wie Rennrad und Mountainbike Marathon Merino-Radtrikots zu einer Leistungssteigerung beitragen können.

Warum riecht Merinowolle auch nach mehrmaligem Tragen nicht?

Wenn du für drei Tage mit deinem Bike im Wald verschwinden willst, dann nimm eine Radtrikot aus Merinowolle mit – das riecht auch nach Tagen noch wie neu. Im Gegensatz zu einem Synthetik-Trikot, dass du besser direkt im Wald lässt. Nein! Spaß beiseite. Merinowolle hat die tolle Eigenschaft, auch nach Tagen des Schwitzens nicht danach zu riechen. Wie geht das? Der Geruch wird durch vier Funktionen verhindert:
1. Schuppige Oberfläche der Faser – Bakterien bleiben hier nicht haften, so gerne sie auch würden. Keine Chance für Gerüche.
2. Absorption des Schweißes in die Faser – Bakterien haben gar keine Zeit, den Schweiß in seine Bestandteile zu zerlegen und das Müffeln anzufangen, so schnell ist der Schweiß in der Faser verschwunden.
3. Selbstreinigung der Faser – Die Merino-Faser besteht aus unterschiedlichen Kammern, die bei der Aufnahme des Schweißes unterschiedlich stark anschwellen. Dadurch entsteht Reibung zwischen den Kammern, welche die Bakterien und anderen Schmutz auswaschen.
4. Wunderstoff Kreatin – Wie alle tierischen Fasern bildet Merinowolle das fasereigene Protein Keratin. Das hat eigentlich immer Hunger und baut geruchbildende Bakterien einfach ab.

Fazit: Merinowolle hat sehr viele Vorteile – grade für Rennrad-Trikots. Die Benefits im Überblick:

✓ Merinowolle kratzt nicht

✓ Merinowolle kühlt wenn es warm ist

✓ Merinowolle wärmt wenn es kalt ist

✓ Merinowolle wärmt auch, wenn sie nass ist

✓ Merinowolle trocknet schnell

✓ Merinowolle ist schmutzabweisend

✓ Merinowolle bietet einen natürlichen UV-Schutz

✓ Merinowolle ist besonders leicht bei hoher Wärmeleistung

✓ Merinowolle ist antistatisch: kein Aufladen mehr

✓ Merinowolle ist geruchsneutral auch bei häufigem Tragen

✓ Merinowolle ist schwer entflammbar

✓ Merinowolle ist nachwachsender, biologisch abbaubarer Rohstoff

✓ Merinowolle ist pflegeleicht

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