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Denkt man an das Erzgebirge denkt man an Bergwerke, Bergmänner – und Biker. Denn die grenzüberschreitende Montanregion, die seit 2019 auf der Liste der UNESCO Welterbestätten steht, überrascht nicht nur mit geologischen und geschichtlichen Highlights, sondern vor allem auch mit einzigartigen Rennrad-Glanzstücken entlang wenig befahrener Straßen. Das Gold unter all dem Silber und Platin ist da definitiv der Stoneman Miriquidi Road: 290 km, 4.900 hm und 13 Rampen durch den tschechischen Egergraben und entlang der erzgebirgischen Pultscholle. Die harte Bergbautradition spiegelt sich hier im Erzgebirge in sportlich höchst anspruchsvollen Touren wider: An der deutsch-tschechischen Grenze zwischen hochtourigem Asphaltrausch und staubigen Gravelerlebnissen mit Schatzsucherflair.


Unter und über der Erdkruste dieser faszinierenden Mittelgebirgsregion steckt so viel Geschichte, – Bergbaugeschichte, Ökonomie und auch Rennradgeschichte – dass es sich absolut lohnt etwas tiefer zu graben. Dabei befördert man die ein oder anderen kuriosen Fun Facts zutage, wie etwa die Tatsache, dass der US-Dollar nicht in den United States of America, sondern hier im Erzgebirge seinen Ursprung hat. America first? No, sorry sir! Amerikaner hören es nicht so gerne, aber der Dollar – Leitwährung und Weltwährung – stammt ursprünglich aus der alten Welt. Genauer gesagt aus dem böhmischen Bergwerkdorf Sankt Joachimsthal – heute Jáchymov und Teil der Tschechischen Republik – wo Silber, Zinn, Eisen, Kupfer und Wismut gefördert und 1519 erstmals Silbertaler geprägt wurden. Innerhalb weniger Jahre avancierte das kleine Dorf anno dazumal zum Bergbauzentrum Europas und der Joachimstaler zum Zahlungsmittel Nr. 1: Mitte des 16. Jhdt. waren in Europa bereits rund 12 Millionen Taler im Umlauf, bevor er zum Reichsthaler des Römischen Reichs avancierte und als Niederländische Daalder und Spanische Dollar den Weg über den großen Deich in die Neue Welt antrat, um 1792 als offizielle US-Währung eingesetzt zu werden. Detail am Rande: Im heutigen Kurort Jáchymov wird der US-Dollar heute nicht als Zahlungsmittel akzeptiert. Bergleute sind stolze Leute. Ach, und nur der Vollständigkeit halber: die heutigen US-Dollar-Geldscheine werden in Washington auf einer österreichischen Offset-Maschine produziert. That’s globalization – that’s the way that money goes!

Grenzübergreifendes Erlebnis

Aber nun rein ins Erzgebirge – tschechisch Krušnohoří – der 150 km Gebirgsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien, die sich von der Westgrenze Sachsens bis zur Elbe erstreckt. Seit 2019 trägt die grenzübergreifende Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří den Titel UNESCO-Welterbe: die 17 deutschen und 5 tschechischen Teile repräsentiert das 800-jährige bergbauhistorische und metallische Erbe. Ein Erbe, das in unserem Rennrad-Lebensstil eine (ja nach Bauart) nicht unwesentliche Rolle spielt – sei’s in der Fahrradnarbe oder im Rahmen – und somit im Herzstück des Fahrrads. Und wie das Amen im Gebet, kann kein ernstzunehmender Rennradfahrer „Erzgebirge“ ohne „Stoneman Miriquidi Road“ sagen. Denn diese Tour ist das Nonplusultra. Sie präsentiert uns am silbernen Tablett über 292 Kilometer durch den tschechischen Egergraben und den einzigartigen Erzgebirgskamm, über 13 radikale Rampen, 13 Checkpoints, 2 Länder und über 4.900 hm. Ein Rennrad-Erlebnis der Extraklasse – oder man könnte auch sagen:

Das A und O für Roadbiker. Stoneman Miriquidi Road.

Die einmalige Rennstrecke führt über feine Asphaltstraßen und in drei ausgeglichenen Etappen von A wie Altenberg bis O wie Oberwiesenthal. 2.226 offizielle Finisher, die wie einst die Bergmänner erschöpft, aber lautstark über Gold, Silber oder Bronze gejubelt haben und sich in die digitale „Wall of Fame“ eintragen konnten, zählt der Stoneman Miriquidi Road mit Ende 2021.  Richtung Oberwiesenthal muss der Königsanstieg, der 1.243 Meter hohe Keilberg (Klínovec) erklommen werden, vorbei an den kultigen Checkpoints Keilberg, Fichtelberg (1.214 m) und Bärenstein (897 m). Weiter geht’s auf Weltrekordspuren, denn am Checkpoint Holzhau hat Stoneman-Messenger und Race Across the Alps-Champion Robert Petzold sagenhafte 22.622 Höhenmeter in nur 24 Stunden abgespult – und damit an der bis zu 18 Prozent steilen Rampe einen neuen Weltrekord aufgestellt. Anschließend geht es wieder zurück nach Altenberg.

©Felix Meyer
Die Stoneman Miriquidi Road birgt auf für erfahrene Roadbiker einige Herausforderungen. ©Felix Meyer

Wem das alles immer noch nicht reicht, der vergoldet sich seine Stoneman Tour mit einer Draufgabe von +26 km: Die neuen Etappen der Stoneman Miriquidi Road C-Edition führen dich über Blockhausen – weltbekannt für seine Holzkunst – auf ruhigen Straßen entlang bis zur Streusiedlung Niederlauterstein. Weiter geht’s zum Checkpoint Greifensteine und den gleichnamigen Felsformationen und von Rittersgrün weiter zu zwei Checkpoints. Über Oberwiesenthal geht es auf über 1.200 Meter auf den Fichtelberg und den etwas gnädigeren Bärenstein (897 m). Vorbei an Talsperren und durch enge Basaltschluchten erreichst du schließlich die Bergbaustadt Marienberg und das Spielzeugdorf Seiffen nach Altenberg. Hier kannst du in einigen Schaubergwerken selbst einmal „unter Tage“ gehen und das traditionelle „Berggeschrey“ des Erzgebirges üben – aber nur, wenn du tatsächlich Erz findest.

Abseits des Asphalts: Gravelbiken im Erzgebirge

Trotz all der Ruhe und Abgeschiedenheit im Erzgebirge, verschläft man hier keinen Trend. So ist auch das Gravelbiken längst in der Region angekommen und zur beliebten Abwechslung zum Roadbiken geworden. Querfeldein bringen dich die Gravel-Strecken dabei über saftig grüne Almen, an schroffen Felsen vorbei und über knackige Anstiege und Trailpassagen durch abgelegene Orte im Erzgebirge.

Zu den bekanntesten Gravel-Strecken zählt die Blockline, die 140 km lange Rundtour im Osten des Erzgebirges. Bei ihr legst du rund 2.770 Höhenmeter zurück und genießt Streckenabschnitte entlang kleiner Bäche und über beeindruckende Talsperren. Beim Untergrund ist alles dabei: Feine Schotterwege, asphaltierte Abschnitte und reizvolle Trails, die technisch nicht zu anspruchsvoll sind, eignen sich perfekt für eine Erkundungstour mit dem Gravelbike. Die Tour kannst du dabei entweder an einem Tag bestreiten oder sie auf die drei vorgeschlagenen Loops von jeweils 53 km, 52 km und 66 km Länge aufteilen. Egal wofür du dich entscheidest, nach dieser Tour hast du dir Erholung und Regeneration auf jeden Fall verdient.

Zu Gast bei den Roadbike-Profis

Entlang des Stoneman Miriquidi Road haben sich etliche Hotels auf Rennradfahrer und Gravelbiker eingestellt – manche davon haben sich ganz und gar dem Rennsport verschrieben, wie etwa das Hotel Am Kurhaus. Die passende Unterkunft muss man inmitten der facettenreichsten Radregion Deutschlands nicht lange suchen, den richtigen Touren-Buddy auch nicht. Im Hotel Am Kurhaus führt dich der Gastgeber höchstpersönlich durch das wunderschöne Erzgebirge: Beat Bünzli ist nicht nur Hotelchef, sondern kennt auch die Radtouren rund um das Am Kurhaus wie seine Westentasche. Gemeinsam mit den Roadbike-Guides Olaf und Mario führt er dich von den Must-Sees der Region bis hin zu den versteckten Geheimtipps im UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Im Roadbike Holidays-Hotel Am Kurhaus wartet volle Rennrad-Kompetenz auf die Gäste. ©Am Kurhaus

Neben der sportlichen Betätigung darf natürlich auch die notwendige Entspannung nach der Tour nicht zu kurz kommen – und dafür ist im familiengeführten 4-Sterne-Hotel gesorgt. Mit Kräuterstempelmassagen und Shirodahara-Stirnölguss werden die Gäste hier rundum verwöhnt. Für den vollkommenen Relax-Moment sorgt das Wellness-Programm im ersten authentischen Ayurveda-Center Sachens, wo müde Muskeln schnell regenerieren. Wer sich die Höhenmeter lieber aus den Beinen schwitzt, ist im nahegelegenen ACTINON in Bad Schlema gut aufgehoben: In der Bad- und Saunalandschaft kannst du das Entspannungsprogramm deinen individuellen Erholungsbedürfnissen anpassen. Den abendlichen Absacker genießt du an lauschigen Sommerabenden auf der großzügigen Sonnenterrasse oder im modernen und gemütlichen Loungebereich des Hotels Am Kurhaus, bevor du am nächsten Tag einen weiteren Gipfel des Erzgebirges erstürmst. Und dank gut überwachtem Fahrradraum musst du dir bei all der Entspannung keinerlei Sorgen um dein Rennrad machen. In der Roadbikeregion Erzgebirge verbindest du somit Action und Entspannung mit dem Rundum-Sorglos-Paket für dich und dein Bike. Auf den zahlreichen Pässen und Gipfeln genießt du das atemberaubende Bergpanorama und bei den Abfahrten lässt du deinen Puls in die Höhe schnellen – ist fast so schön wie der Goldrausch in Amerika…