Der Comer See in Italien übt schon seit langer Zeit eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Dennoch bin ich bisher nie da gewesen. Das sollte sich aber ändern, nachdem mich meine Trainingskollegen vom Radclub vor etwa einem Monat nach meinen Urlaubsplänen fragten.
Die Ufer des Comer Sees
Der Comer See ist der drittgrößte See Italiens. Aus der Vogelperspektive sieht er aus wie ein am Kopf stehendes Y. Wegen dieser speziellen Form hat er eine gewaltige Uferlinie. Satte 170 Kilometer sind es, die um den See herum führen. Dort wo sich der Comer See im Süden in einen östlichen und einen westlichen Arm aufteilt, liegt der Ort Bellagio. Wer Glück hat, trifft dort auf den einen oder anderen Promi. Stars wie George Clooney, Madonna oder Brad Pitt besitzen hier ihr Feriendomizil.
Tour zur Schutzpatronin der Rennradfahrer
Meine Trainingskollegen und ich sind jedoch wegen der aussichtsreichen Rennrad Touren an den Comer See gefahren. Die erste Tour, die wir in Angriff nehmen wollen, ist jene zum gefürchteten Ghisallo Pass. Er hat eine Steigung von bis zu 14 Prozent. Schon mehrfach gab es hier Etappen-Ankünfte beim Giro d’Italia oder der Lombardei Rundfahrt.
Das Besondere am Ghisallo Pass ist aber auch die Wallfahrtskirche am Gifpel, die 1623 zu Ehren der Madonna del Ghisallo errichtet wurde. Radfahrer aus aller Welt pilgern jedes Jahr zu deren Schutzpatronin. Darunter auch Rennrad-Profis, die dort Geschenke wie zum Beispiel Trikots, Räder, Medaillen und Trophäen hinterlassen. Seit Oktober 2006 kann man diese Utensilien in einem Museum neben der Kirche bewundern.
Die erste Abfahrt unserer Tour beenden wir in Asso, wo wir uns einen herrlichen italienischen Espresso schmecken lassen. Danach geht es wieder bergwärts Richtung Monte Cippei. Auch dieser Anstieg hat es wirklich in sich. Unzählige Kehren führen uns in Summe über 700 Höhenmeter an den höchsten Punkt des Tages. Derart lange, knackige Anstiege haben wir in dieser Region eigentlich nicht erwartet – allerdings nur deshalb, weil wir nicht genau recherchiert haben. Der Comer See ist umgeben von Bergen, die bis an die 3000er Marke reichen. Allein im Süden flacht das Gelände Richtung Mailand deutlich ab.
Am Monte Cippei genießen wir noch ein wenig den Ausblick auf den südwestlichen Teil des Sees. Dann stürzen wir uns in eine rasante, kurvenreiche Abfahrt, die uns direkt ans Wasser führt. Dem glitzernden Blau des Sees folgend gelangen wir zurück nach Bellagio. Von dort erwartet uns noch der 200 Höhenmeter lange Anstieg zurück zu unserem Hotel, dem Il Perlo Panorama. Der Vorteil der erhöhten Position unseres Hotels liegt klar auf der Hand: Das Panorama ist einfach genial. Kein Wunder, dass so viele luxuriöse Villen rund um den Lago errichtet worden sind.
Rennrad Tour auf den Pass von Agueglio
Um die Ostseite des Sees zu erkunden, nehmen wir am zweiten Tag unseres Rennrad Urlaubs in Italien die Fähre. Sie bringt uns von Bellagio nach Varenna. Auf unserer Tour wollen wir zunächst den Pass von Agueglio überqueren. Danach geht es durch das Val Sassina nach Lecco, den Hauptort am südöstlichen Ende des Lago di Como.
Von Varenna, wo wir mit der Fähre ankommen, führt eine traumhafte Panoramastraße hinauf zum Pass von Agueglio. Die Steigung hinauf ist über 17 Kilometer lang und gilt als Geheimtipp. Fast 1000 Höhenmeter müssen wir bergwärts pedalieren, um am Ende feststellen zu müssen, dass wir nicht einmal mit einem Pass-Schild belohnt werden. Es gibt auch keinen klar definierten höchsten Punkt. Dennoch sind wir überaus froh, diese Bergwertung gewählt zu haben. Die fantastische Aussicht lässt uns nämlich alle Strapazen sofort wieder vergessen.
Fazit: Zwei Tage Rennrad Urlaub am Comer See sind nicht genug
Zurück im Hotel genießen wir ein Glas vorzüglichen Rotweins, genießen den herrlichen Blick auf den Comer See und lassen die Touren der letzten beiden Tage Revue passieren. Wir sind uns alle einig, dass es viel mehr als nur ein paar Tage braucht, um diese einzigartige Region zu erfahren. Deshalb beschließen wir im nächsten Jahr wiederzukommen, um dann in einer Etappen-Rundfahrt um den Lago di Como zu fahren. Mit Sicherheit werden wir aber trotzdem nur ein Minimum der Tourenmöglichkeiten kennenlernen, die es rund um den drittgrößten See Italiens zu erkunden gibt.
Ab zum Rennrad Urlaub in Italien
