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In den 70ern und 80ern ein beliebter Ort für die Sommerfrische der Wiener und Grazer, verfiel die Bucklige Welt in den darauffolgenden Jahren in einen Dornröschenschlaf. Die Gäste blieben aus und die Region drohte ihr Standing als Urlaubsdestination zu verlieren – bis einige findige Hoteliers den ultimativen USP der Buckligen Welt in den Fokus nahmen: Die perfekten Gravelbedingungen! Warum sich die Region so gut zum Graveln eignet und welche Strecken Gravelbike-Begeisterte nicht verpassen dürfen, erzählt Roadbike-Experte und GravelGuide Andreas Ottner.


Fremdenzimmer in jedem Bauernhaus, Urlaubsgäste an jeder Ecke und blühender Tourismus: In den 80ern war die Bucklige Welt DAS Sommerdomizil für Besucher aus Wien und Graz. Ob übers Wochenende oder gleich über mehrere Wochen hinweg – die Gäste waren gekommen, um zu bleiben. Doch dann kam es zu einem plötzlichen Umschwung: Es fehlten die Leitbetriebe, die Region schaffte es nicht, sich touristisch weiterzuentwickeln und an die modernen Wünsche der Gäste anzupassen und so verfiel die Bucklige Welt langsam in einen Dornröschenschlaf, der rund 25 Jahre anhalten sollte. „Es hat einfach keine Betriebe gegeben, die einmal richtig Gas gegeben hätten“, erklärt Andreas Ottner, Chef des Hotels Krumbacherhof, die ehemalige Trägheit der Region. Zur Jahrhundertwende kam glücklicherweise wieder etwas Bewegung in die Sache: Mit der Eröffnung des Schloss Krumbach und der neuen Inbetriebnahme des Krumbacherhofs kam wieder Leben in die Region – und Urlauber.

Im Land der 1.000 Hügel

Vor allem bei Radsport-Begeisterten ist die Bucklige Welt heute ein beliebtes Urlaubsdomizil, denn während die üblichen Rennrad-Regionen wie Tirol, Vorarlberg oder Salzburg allesamt knackige Anstiege und eine Höhenmeterjagd bieten, finden Rennrad- und Gravel-Fans in der Buckligen Welt sanftere, aber dennoch ausgiebige Touren, auf denen Radfahren und Genuss bestens verbunden werden.

„Man darf unsere Region dabei keineswegs unterschätzen“, so Andreas. „Die Bucklige Welt heißt nicht umsonst ‚Das Land der tausend Hügel‘. Bei uns im Hügelland bewegt man sich stets zwischen 450 und 900 Höhenmetern auf und ab und bringt so einiges an Kilometern und Höhenmetern zusammen.“ Andreas empfiehlt seinen Gästen auch gerne E-Bikes, auf denen die Region gut erkundet werden kann. Mit etwas Unterstützung sind ausgiebige Genusstouren zu den umliegenden Bauernhöfen und Genussbetrieben, bei denen Führungen und Verkostungen gemacht werden können, kein Problem. Und auch ausgiebige Touren, wie jene zum Neusiedler See mit 110 Kilometern, können mit dem E-Bike leichter bewältigt werden. „110 Kilometer sind schon wirklich eine große Distanz. Darum bieten wir unseren Gästen auch einen Shuttle vom oder um den See an, damit sie die Strecke nicht doppelt zurücklegen müssen“, erzählt der Hotel-Chef.

Knackiger Abstecher ins Wechselland

Aber nicht nur sanfte Hügel zieren die Region, auch Höhenmeter-Jäger werden hier fündig. Bei einer Tour ins benachbarte Wechselland legen Roadbiker schnell einmal 1.700 Höhenmeter und 85 Kilometer zurück. Von Krumbach aus führt die Tour über Aspang und drei knackige Anstiege nach St. Corona am Wechsel und über Lichtenegg zurück nach Krumbach. Die Gravel-Tagestour ins Wechselland führt über 85 Kilometer und 2.400 Höhenmeter auf den Hochwechsel. Dabei geht es über Asphaltstraßen, durch das Gelände und über Uphill- und Slowline-Strecken. „Es ist also alles dabei, garniert mit einer super Aussicht!“, erzählt Andreas begeistert. Besonderer Tipp für die Vorbereitung auf diese Tour: Die Strecke führt teilweise über die Wexl Trails, für die eine Tageskarte benötigt wird.

Erkundungstour durch die Bucklige Welt

Von Krumbach aus sind dem Gravel-Erlebnis keine Grenzen gesetzt – im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier befindet man sich in unmittelbarer Nähe zum Drei-Bundesländer-Eck. Den Schnittpunkt zum Burgenland und der Steiermark findet man bei Hochneukirchen, wo der Dreiländerstein die Bundesländergrenzen markiert. Für Andreas definitiv einen Besuch wert – „Du gehst einmal um den Stein herum und warst in drei Bundesländern“.

Generell gilt in der Buckligen Welt: Einfach erkunden! „Hier gibt es viele gut anstrengende, aber gemäßigte Touren, die über Güterwege, wenig befahrene und perfekt asphaltierte Straßen, Forst- und Waldwege sowie Trails führen. Das macht das Graveln bei uns besonders lässig“, weiß Gravelbiker Andreas. Er selbst hat vor etwa sechs Jahren mit dem Graveln begonnen – nicht etwa direkt auf einem neu erstandenen Gravelbike, sondern auf seinem Rennrad: „Ich bin einfach mal in den Wald abgebogen und querfeldein gefahren. Bei uns hat man jederzeit die Gelegenheit den Untergrund zu ändern und sich auf Trails oder unbefestigte Wege zu begeben.“

Ob auf dem Roadbike oder beim Graveln: In der Buckligen Welt wird gemeinsam in die Pedale getreten. ©Joris Lugtigheid

Seit drei Jahren ist das Graveln in der Buckligen Welt ein deutlich spürbares Thema, das auch von den Gästen des Krumbacherhofs immer mehr gefordert wird. Andreas ist seinen Gästen dabei gerne ein Guide und führt sie über Strecken, die sie alleine wahrscheinlich kaum entdeckt hätten: „Wenn ich geführte Touren mache, weiß ich, wo ich auch mal auf nicht beschilderte Wege abbiegen kann. Ich kenne die Leute, denen die Güterwege gehören, das macht die Touren noch vielfältiger“.

Krumbach – kein Kind von Traurigkeit!

Bereits 2004 hat Andreas Ottner gemeinsam mit seiner Frau den 1974 erbauten Krumbacherhof gekauft und ihn laufend renoviert und erweitert. „Mit dem neuen Betrieb und als frisch gebackener Hotelier geriet das Radfahren für mich privat etwas in den Hintergrund. Nach ein paar Jahren – als die Abläufe im Hotel geregelt waren – blieb mir auch wieder mehr Zeit zum Radfahren und dabei kam mir die Idee, die Leidenschaft mit der Arbeit zu verbinden und das Rad in den Betrieb zu integrieren.“ Seit 2010 ist der Krumbacherhof nun stolzes Mitglied der Roadbike Holidays-Familie und verbindet damit Rennrad- und Gravel-Kompetenz mit Service, Entspannung und Genuss. „Vor zwölf Jahren kannte man unter den Rennradlern nur den Wechsel oder die Rax, Krumbach war niemandem ein Begriff. Das hat sich mittlerweile durch unsere Besuche auf Messen und in verschiedenen Betrieben geändert und heute freuen wir uns über die vielen Gäste, die zum Rennradfahren und Gravelbiken zu uns kommen“, grinst der Hotel-Chef.